Auf jedem Bundesbürger lasten
statistisch gesehen 18.500 Euro Schulden - 4500 mehr als vor zehn
Jahren. Doch ein neuer Atlas zeigt: Manche Regionen entkommen der Falle.
Der Süden macht dem Rest der Republik vor, wie es geht.
Köln - Die Zahlen sind
atemberaubend: Gemeinsam haben Bund, Länder und Kommunen bis
Ende 2008 mehr als 1,5 Billionen Euro langfristige Schulden
angehäuft. Verteilt man diese sogenannten Kreditmarktschulden
gleichmäßig auf alle Einwohner, trägt jeder Bundesbürger
rechnerisch eine Schuldenlast von knapp 18.500 Euro. Das sind
rund 4500 Euro mehr als vor zehn Jahren.
Allerdings verteilen sich die Schulden keineswegs
gleichmäßig, wie eine Auswertung der von den Statistikämtern
erhobenen Daten zur langfristigen Pro-Kopf-Verschuldung von
Bund, Ländern und Kommunen durch die Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft (INSM) belegt.
Im Gegenteil - die Spannweiten sind erheblich:
"Besonders in Bayern und Sachsen weisen die Kreise und
kreisfreien Städte vergleichsweise deutlich geringere
Pro-Kopf-Schulden auf", erklärt Winfried Fuest, Experte
für öffentliche Haushalte des Instituts der deutschen
Wirtschaft (IW) Köln.
Der Zusammenhang zwischen der Wirtschaftsleistung und der
Finanzkraft der Bundesländer und der Kreise werde daran
deutlich. |
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Im Vergleich der Flächenländer hat Bayern mit 14.444 Euro die
geringste Pro-Kopf-Verschuldung. Mit etwas Abstand folgt Sachsen (14.804
Euro). Die Verschuldung beider Länder hat seit 1998 nur leicht
zugelegt, während die Schulden Sachsen-Anhalts (21.116 Euro) und des
Schlusslichts Saarland (21.763 Euro) je Einwohner am stärksten
gestiegen sind. Die Stadtstaaten wurden in diesem Vergleich nicht
berücksichtigt. Für die Auswertung wurden die Kreditmarktschulden der
öffentlichen Haushalte - Kernhaushalte des Bundes und der Länder
einschließlich ihrer jeweiligen Extrahaushalte sowie die Kernhaushalte
der Gemeinden und Gemeindeverbände - zusammengefasst.
Dank der soliden Finanzen des Freistaats sind bayerische Kreise und
Städte auch auf den vorderen Plätzen des kommunalen Schuldenrankings
für 2008 unter sich. Die geringste Pro-Kopf-Verschuldung weist der
Landkreis Eichstätt mit 13.658 Euro auf. Es folgen die Stadt
Schweinfurt (13.676 Euro) und der Landkreis München (13.721 Euro). Erst
auf Platz 16 ist mit Dresden eine Kommune aus einem anderen Bundesland
zu finden. Bundesweit die höchste Verschuldung je Einwohner hat dagegen
der Saar-Pfalz-Kreis (Saarland) mit 22.013 Euro.
Dresden hat geringsten Schuldenzuwachs
Eine Bewertung, ob die einzelnen Stadtkämmerer nun solide
gewirtschaftet haben, lässt sich aus den Zahlen allerdings nicht ohne
weiteres ableiten. Denn häufig engen Strukturwandel oder hohe Kosten
für Sozialausgaben den Spielraum entscheidend ein.
Im 10-Jahres-Vergleich verzeichnet die sächsische Landeshauptstadt
Dresden den geringsten Schuldenzuwachs je Einwohner. Die Stadt selbst
hat seit der umstrittenen Privatisierung ihrer Wohnungsgesellschaft
keine Schulden mehr. Da auch die Verbindlichkeiten des Landes Sachsen
kaum zugenommen haben, stieg die Pro-Kopf-Verschuldung in Dresden
insgesamt deutlich weniger als in allen anderen Kreisen. Es folgen
Frankfurt am Main mit einem Schuldenzuwachs um 1376 Euro pro Kopf und
Schweinfurt mit 1573 Euro. In den wirtschaftsstarken Städten
profitierten die öffentlichen Finanzen von der guten Konjunktur vor der
Krise.
"Die unterschiedliche Entwicklung der Schulden zwischen 1998 bis
2008 zeigt, dass Länder und Kommunen ihre Haushaltspolitik sehr wohl
selbst gestalten können", sagt INSM-Geschäftsführer Max A.
Höfer. "Während es einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten
gelungen ist, ihre Verschuldung deutlich zu reduzieren, haben andere
Kommunen ihre Investitionen schon vor der aktuellen Wirtschaftskrise mit
weiteren Schulden finanziert".